Tambourkorps
Historischer Hintergrund
Was heute überwiegend freudigen Anlässen dient, hatte in der Geschichte auch andere Zielsetzungen. War die Tambourmusik doch auch die Begleitungder Infanterie bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Trommel gab zum einem das Tempo vor und sollte zum anderen die Gegner erschreckenund verschrecken. In der Infanterie hatte der Tambour eine große Bedeutungund gehörte fest zum Bestandteil einer Kompanie. Die Kompanien pflegten darüber hinaus, noch einen Soldaten als 2. Tambour oder Pfeifer zu verwenden.
Die geschichtlichen Ursprünge gehen natürlich wesentlich weiter zurück; zählt die Trommel doch zu den ältesten Musikinstrumenten überhaupt, wenn sienicht sogar als das älteste Musikinstrument anzusehen ist. In der Vor- und Frühgeschichte wurden vasenartig gebrannte Tongefäße mit Fellen bespanntund fertig war die Gefäßtrommel. Im Alten Ägypten sind solche Trommeln schon vor über 5000 Jahren nachzuweisen.
Das Wort Tambour stammt nach Meyers-Lexikon aus dem französischen und ist ein Sammelbegriff für alle Arten von Trommeln. Die Wurzeln des Wortes Tambour wurden allerdings im arabisch-persischen freigelegt. Der Tambourmajor wird im diesem Lexikon mit Bataillonstrommler erklärt. Das Wort Tambourkorps ist in den Lexika kaum zu finden.
Hier spricht man mehr vom „Spielmannszug“. Und kurz und knapp heißt es dazu:
„In der Militärmusik die Trommler und Pfeifer. Der Spielmannszug wird vom Tambourmajor angeführt.“
Der Tambourmajor war vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit der Anführer der Trommler, die die Armeen auf das Schlachtfeld oder zu Paradezwecken anführten. Hierbei dirigierte ursprünglich der Fähnrich mit seiner Fahne oder der Major die Trommler mit einem etwa hüfthohen Stab, dem Tugh. Die Bezeichnung Tambourmajor ist insofern irreführend, als es sich grundsätzlich nicht um einen militärischen Rang handelt, sondern um ein Amt, das auch von niedrigeren Dienstgraden (also Nichtoffizieren) ausgeübt werden konnte. Der Begriff leitet sich von dem französischen „tambour“ für „Trommel“ und lateinischen „maior“ ab. Beides zusammen bezeichnet demnach den „Haupttrommler“, d. h. denjenigen, der den Zug der Militärmusiker anführt.
Tambourkorps in Neuss
Bis zum Jahre 1904 bestand in Neuss kein festes Tambourkorps. Die Korps die zum Schützenfest aufspielten nannten sich Spielleutevereinigung und bestanden zumeist aus Spielleuten der umliegenden Dörfer. Die Uniform der Spielleute bestand aus langen, hellblauen Röcken und blauen Käppis,wie die Sappeure sie trugen. Der erste Tambourmajor hieß Schmitz und kam von der Düsseldorfer Straße. Er trug keinen Waffenrock, sondern einen schwarzen, kurzen Rock, lange Stiefel und einen großen, an der Seite aufgeschlagenen Hut mit langen Hahnenfedern. Der Nachfolger von Tambourmajor Schmitz war ein gewisser “Sturm” aus Neuss-Grimmlinghausen. An der Spitze der Schützenzüge spielten die verstärkte „Lückche“ Kappelle mit sechzehn Mann und zwölf Spielleuten und bei den Jägern die Bavariakappelle, Musikschule von Herne/Westfalen, mit zwölf Mann und vier Spielleuten. Als der Schützenzug in Neuss größer wurde, kamen bei den Grenadieren zwei Spielleute, und sechs Mann Musik auf je 15 Züge. Um 1900 spielte an der Spitze des Grenadierkorps die Kappelle der 8. Fußartillerie von Metz und bei Jägern die 19.Pioniere von Straßburg.
Im Jahre 1904 schließlich formierte man sich zu einer Gemeinschaft, die dann von Martin Limburg geführt wurde. Das war die Geburtsstunde des1. Neusser Tambourkorps, dem heute immer noch bestehenden 1. Neusser Regiments-Tambourkorps 1904.
Insgesamt gibt es in der Gegenwart alleine innerhalb der Stadtmauern von Neuss 6 Tambourkorps:
1. Neusser Regiments-Tambourkorps 1904, Bundestambourkorps Novesia 1912, Neusser Tambourkorps „In Treue fest“ 1968, Bundestambourkorps St.Hubertus Neuss 1987, Neusser Tambour-Corps „Gut Klang“, Tambourcorps Quirinus Klänge Neuss. Darüber hinaus gibt es im weiteren Stadt- und Kreisgebiet Neuss noch ca. 40 (!) weitere Tambourkorps. Eine ausführliche Übersicht mit Links finden Sie >hier